Text: Emily Tabula

Leise Ahnen

Und mir bleiben die Worte im Herz stecken.
Und ich hab eine leise Ahnung 
und laute Gedanken.
Laut vom vielen Schweigen.
Du bist der Rede wert
und mir fehlen die Worte.

Der, der mir die Sprache gab,
hat sie mir verschlagen.
Ich wünscht’, ich könnte sagen,
dass du völlig unsagbar bist.
Meine Stimme versagt,
weil das hier sagenhaft wie Märchen ist.
Nur echt.

Schönheit verdient höchste Töne.
Aber vielleicht gibt es eine Art von Schönheit,
die zu tief für Töne ist?

Alle Farben sind zu blass.
Alle Worte sind zu flach.
Mir fallen Analogien ein
und doch fehlt mir der Vergleich.
Es gibt keine Geschichte, die so ähnlich ist,
keinen Autor, der so ähnlich schreibt.

Der kniende Gott.
Was ein Paradox!

Wem sieht das Kind in der Krippe ähnlich?
Wie klingt heilig?
Nach was schmeckt das Brot des Lebens?
Wie fühlt es sich an, dreieinig zu sein?
Wie riecht ein leeres Grab?

Ich ahne, dass ich wenig von dem versteh, 
was ich gewohnt bin zu sagen.
Und vielleicht ist der Versuch,
mein Verstehen zu vollenden,
so irrational wie mit dem
Atmen fertig zu werden.

Hungrig wie Feuer 
und genauso niemals satt.
Ich sag Bescheid,
wenn ich das Meer leer getrunken
und den Sonnenuntergang aufgehalten hab.

Muss mir nur noch kurz die Ewigkeit vorstellen
und in neuen Dimensionen denken,
meine Wirklichkeit um 180 Grad umkehren,
Klänge in fremden Frequenzen hören.
Und wenn ich fertig bin mit all dem,
dann ist meine Ahnung vollendet.
Transzendenz erklärt
und du in meiner Box.

Keine Ahnung,
wie ich hab denken können, 
Dass ich dich denken kann.
Ich ahne, dass du größer bist
und ich schweige.

Du bist immer herrlicher als ich wusste
und schöner als ich dachte.
Immer näher als ich hoffte
und heiliger als ich ahnte.

Geoffenbartes Geheimnis,
das mit jedem bisschen Offenbarung geheimnisvoller wird.
Desto länger ich dich kenn,
desto weniger hab ich das Gefühl zu verstehen.
Ich hab´s gesehen
und jetzt kann ich´s mir noch weniger vorstellen.

Deine Weisheit ist so komplex
dass nur die Einfalt sie versteht.
Vielleicht ist Schweigen die beste Form,
mit Sprachlosigkeit umzugehen.
Und ich bleib staunend steh´n.
Wer bist du?